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Matthias Schrappe
Kochen
08.12.2018: Labskaus  Labskaus, das ist die ultimative Herausforderung für jeden Gastgeber. Männeressen, acht Gänge, alle essen alles, aber bei Labskaus werden die Knie weich. Und sollten sich weibliche Gäste darunter befinden (ich hoffe das gibt hier keine Gender-Diskussion), ist es besser, vorher einfach keine Presseerklärung herauszugeben. Unter dem Spiegelei schmeckt dieses Norddeutsche Resteessen nämlich derartig gut, dass rasch alle Kritik verflogen ist. Aber man muss aufpassen, in erster Linie darf man nicht den Fehler machen, dass dieses Gericht wie ein Schleimbrei mit teigiger Konsistenz rüberkommt, das dann auch noch wie ... aussieht (alle Vergleiche können im ungünstigen Fall zutreffend sein). Dies zu vermeiden, ist die vornehme Aufgabe der Köche - die Konsistenz muss stimmen, die Farbgebung muss stimmen (s. Foto). Und die Kartoffeln dürfen nicht mit dem Pürierstab zu einer kleisterähnlichen Masse verarbeitet werden. Aber von Anfang an. Man braucht Fleischreste, wie sie in früheren Zeiten häufig abfielen, und da behilft man sich heute am besten mit einer Dose Corned Beef, wie in Studentenzeiten, diese komisch geformten Dosen, die unten mit der Lasche und dem Öffner versehen waren (und sind). Und man braucht auch Fischreste, und wenn man dazu keine Fischköpfe zur Verfügung hat, dann kann man es gut mit einer Packung Matjesfilets aus dem Supermarkt versuchen, fünf Stück (Paare) sollten es aber schon sein. Zu Beginn brät man vier Zwiebeln scharf an (mit Schweineschmalz), und dazu kommt das in große Brocken geschnittene Corned Beef, das richtig Hitze abbekommen sollte. Pfeffer, Salz. Dann kommen 4-5 Kartoffeln (mittelgroß) hinzu, die zu diesem Zeitpunkt schon gekocht sein müssen und mit einer Kartoffelpresse in den Topf gepresst werden. Die Kartoffeln kommen hier als “Würmchen” raus, es soll also keinen feinen Kartoffelmus geben! Nach 10 Minuten kommt eine (vorgekochte) Rote Beete hinzu, klein gewürfelt, und außerdem die in kleine Stücke geschnittenen Matjesfilets. Alles vorsichtig umrühren, aber nicht pürieren! - die Inhaltsstoffe sollen erkennbar bleiben. Außerdem nicht zu stark kochen, Vorsicht, brennt an. Abschließend würzen (Pfeffer), zentral ist erstaunlicherweise Muskat. Das Auge isst mit, also gerade bei Labskaus Sorgfalt beim Anrichten verwenden. Obligat ist das Spiegelei, das über das Labskaus (pro Person erstmal 3-4 EL) gelegt wird. Verhindert auch vorzeitige Abwehrbewegungen. Vorbereiten kann man die Teller mit 1-2 längs geschnittenen Gurken, noch einer Roten Beete (gekocht), ein geräuchterter oder eingelegter Fisch (z.B. Matjeshering, Filet vom Bückling, Makrele), ein geschälter Boskop bzw. Stücke davon und ähnliches mehr. Und es kann nichts schaden, nicht nur einen Aquavit Linie im Tiefkühlfach vorzuhalten, sondern auch eine der Gästezahl entsprechenden Anzahl von Schnapsgläsern, weil hierfür nach Beendigung fast mit Sicherheit eine Nachfrage bestehen wird. Bislang haben immer alle Gäste alles aufgegessen. Ein gutes Labskaus besticht durch einen ganz leicht süß-sauren Geschmack, der sich im Gleichgewicht zwischen Fleisch und Matjes einpendeln muss, und außerdem müssen die Röststoffe vom Anbraten erhalten bleiben. Ach ja, das Rezept stammt übrigens original von der Hamburger Großmutter Marie. Mitgeschrieben auf einem Briefumschlagsfetzen. Klebt auch im Kochbuch, ich denke mal seit 35 Jahren.
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Labskaus noch im Topf: Konsistenz und Aussehen - nicht pürieren!