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Matthias Schrappe
Lesen
Liebesleben von Zeruya Shalev, Berlin Verlag, Berlin, 7. Aufl. 2000 (ISBN 3-8270-0277-x) 19,3 kg auf dem Gepäckband, was man nicht alles lesen möchte. Zwei Wochen Urlaub, Verkürzung des Winters, der Blick in die Küche (gut eingerichtet), der Blick - auf ein gut gefülltes Bücherregal, für Monate genug. Und dann wird es “Liebesleben”, obwohl es auch zu Hause im Bücherregal steht und darauf wartet gelesen zu werden, aufschlagen, sofort im Bann. Die Geschichte einer jungen israelischen Frau, Ende des Studiums, nicht sehr glücklich verheiratet, aus einem nicht sehr glücklich verheirateten Elternhaus, schuldbeladen, unsicher wie das Leben nun weitergehen soll. Verliebt sich ausgerechnet in den alternden Freund des (depressiv-glücklichen) Vaters, ein attraktiver Tyrann, sie testet aus, wie weit die Unterwerfung nun zu gehen hat, ob sich so die Lebenszweifel lösen lassen. Und am Schluss ist es der Zopf, der alles verrät, das was früher war, welche Rolle sie im Leben ihrer Eltern, inbesondere der Mutter gespielt hat. Entfernt erinnert man sich, war es im Literarischen Quartett nun Reich-Ranicki, der behauptet hat, dieses Buch sei Pornographie, oder war er es, der behauptet hat, es sei nun gerade keine, da kann man nur sagen, was für ein Schwachsinn, eine solche Diskussion, angesichts eines solch atemberaubend gut geschriebenen Buches. Und auf dem Gepäckband werden es eim Rückflug wieder 19,3 kg sein, plus vielleicht ein bisschen Salz und ein Glas Honig, aber das Buch bleibt im Bücherregal, hoffentlich gibt es noch viele Gäste, die davon zehren können, den Vermietern sei auf jeden Fall (unbekannterweise) Dank. Und wenn man nicht sowieso schon sauer wäre, wegen der Diskussion um das Adobe-Update 3.0, unvorstellbar, so ein Buch als ebook zu lesen. Mehr noch, man könnte es ja nicht einmal zurücklassen.
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